Modellprojekt

Umstellung auf anaerobe Schlamm­stabilisierung

Ist die Stabilisierung des belebten Schlammes nicht mehr gegeben, wird eine sehr sorgfältige Überprüfung erforderlich, ob sinnvollerweise die biologische Reinigungsanlage erweitert oder eine Umstellung auf anaerobe Schlammstabilisierung erfolgen soll. Große Beckenvolumina verbessern die Ablaufqualität nicht, sondern engen die Möglichkeiten der Schlammbehandlung ein. Die Art der Schlammstabilisierung hat einen erheblichen Einfluss auf den Energiehaushalt einer kommunalen Kläranlage.

Einen wesentlichen Einfluss auf den Schlammanfall und die Zusammensetzung hat die Verfahrensart der Abwasserreinigung. Menge und Qualität des Faulgases hängen neben der Betriebsweise des Faulbehälters insbesondere vom zugeführten Substrat ab. Die Ausbeute an Faulgas hängt dagegen maßgeblich von der Fermentation und auch der Voreindickung ab. Es gibt also mehrere verfahrenstechnische und betriebliche Möglichkeiten zur Einflussnahme.

Höchste Anforderungen an die biologische Nährstoffelimination [N/Bio-P] und eine Vorklärung schließen sich aus. Aus energetischen Gründen sollte stattdessen das Schlammalter reduziert werden. Die Absenkung führt zu einem Anstieg des oTR-Gehaltes und damit zu einem energiereicheren Überschussschlamm. Das notwendige Schlammalter wird durch das Reinigungsziel und die Abwassertemperatur bestimmt.

Ergänzend führt eine verbesserte Eindickung auf TR ~ 10 % zu einer deutlichen Volumenreduzierung und damit zur Einsparung von Faulraum. Neben einer gesteigerten Faulgasproduktion sind auch ein positiver Einfluss auf den Energiebedarf der Rohschlammerwärmung, die Laufzeit von Entwässerungsaggregaten und die zu entsorgende Schlammmasse zu beachten.

Zur Erhöhung des Eigenversorgungsgrades und zur Erreichung klimapolitischer Ziele ist die komplette Nutzung erforderlich. Deshalb muss Faulgas in erster Priorität in Strom/Wärme mittels Kraft-Wärme-Koppelung umgewandelt und wenn notwendig in zweiter Priorität zur reinen Wärmeproduktion genutzt werden. Es gibt leistungsstarke Blockheizkraftwerke [Mikro-BHKW/Mini-BHKW] sogar netzersatzfähig und/oder mit Wärmerückgewinnung. Auf den Bau einer Gasfackel kann somit verzichtet werden.

Die Faulgasproduktion ist einerseits eine Funktion der Faulzeit und andererseits stark temperaturabhängig. Die Stoffwechseltätigkeit der Mikroorganismen nimmt mit ansteigender Temperatur zu. Anstatt die Temperatur konstant zu halten, ist eine weitere Möglichkeit zur Steigerung des Energiegewinns, überschüssige Wärme vollständig dem Faulbehälter zuzuführen, d. h. ihn mit angepasster Faultemperatur zu betreiben.

Erfolg

Wir durften in den vergangenen Jahren bei sechs Kläranlagen eine Umstellung auf anaerobe Schlammstabilisierung umsetzen, davon drei ohne Vorklärung. Die größte Kläranlage ohne Vorklärung hat eine Ausbaugröße von 80000 EW und die bisher kleinste 6500 EW.

Nach der BMU-Kommunalrichtlinie vom 1. Oktober 2018 sollen zur Erreichung der Klimaschutzziele unabhängig von der Größenklasse Kläranlagen von aerober auf anaerobe Klärschlammbehandlung durch Faulung umgerüstet werden mit dem Ziel der Methangewinnung zur Eigenstromproduktion. Durch diese Förderung nach Nr. 2.13.4 soll die Anzahl der Abwasseranlagen mit Faulung erheblich gesteigert werden.

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